«Wir müssen egoistischer und kaltblütiger werden»
Die ZSC Lions Frauen liegen nach der Hälfte der Qualifikation mit 21 Punkten auf dem 6. Tabellenrang. Headcoach Angela Frautschi macht dafür eigene Mängel, verletzte Spielerinnen, aber auch die deutlich erstarkte Liga verantwortlich.
Wie reagierst Du auf die Tatsache, dass dein Team weniger Tore schiesst, dafür aber deutlich mehr kassiert?
Angi Frautschi: Das kann ich nicht leugnen. Wir müssten gemessen an unseren Möglichkeiten mehr Tore schiessen, das ist eigentlich nicht neu und war auch in der Vergangenheit oft so. Einerseits fehlen uns in einigen entscheidenden Situationen das nötige Glück und die Hartnäckigkeit vor dem Tor, andererseits hatten wir auch Abgänge von Spielerinnen, die regelmässig Tore geschossen und vorbereitet haben. Zudem fehlt seit Saisonbeginn auch eine Alena Polenska, die hätte mithelfen sollen, diese Lücken zu schliessen. Dies ist keine Ausrede, sondern eine simple Auslegeordnung der Fakten. Tatsache ist aber auch, dass wir mehr Punkte auf unserem Konto haben müssten.
Richtig, aber deine Spielerinnen liegen in ihrer Torproduktion ebenfalls hinter dem Vorjahresniveau zurück.
Auch das stimmt, zumindest in den meisten Fällen. Wir treffen auf ambitioniertere Gegner, das Spiel hat sich verändert, ist intensiver als früher, was zu weniger Abschlüssen aufs Tor führt. Gegen die ersten Fünf in der Tabelle – SC Bern, Davos, Zug, die HCAP Girls und Fribourg-Gottéron –, bleibt weniger Zeit, einen Pass zu spielen, zu schiessen oder eine noch bessere Abschlussposition zu suchen.
Das liegt in erster Linie daran, dass Teams wie Davos oder Gottéron auf dem Ausländerinnen-Markt einige „Edelsteine“ gefunden haben.
Stimmt, aber nicht nur: Nehmen wir als Beispiel Davos. Die Bündnerinnen sind als ganzes Team stärker geworden, auch wenn ihre Ausländerinnen äusserst erfolgreich sind. Ich wünsche mir, dass wir im Abschluss bisweilen etwas egoistischer, aber auch kaltblütiger agieren, dass wir den Schuss suchen, anstatt noch einen Pass zu spielen. Das erfordert die Arbeit des gesamten Teams: Wir müssen auf die Rebounds gehen, uns aufopfern und dorthin gehen, wo‘s weh tut, dem Goalie die Sicht nehmen. Daran arbeiten wir.
Kommen wir auf die erhaltenen Tore zurück: Mit zwei Ausländerinnen in der Defensive sollte die Abwehr doch eher stabiler sein …
Das stimmt so nicht. Es sind nicht nur Verteidigerinnen auf dem Eis, sondern das ganze Team steht in der Pflicht. Das darf man nicht vergessen. Fehler passieren oft in der Offensive oder im Spielaufbau. Wir erhalten mehr Schüsse auf unser Tor und das führt zu mehr Gegentreffern. Trotzdem dürften es ein paar weniger sein.
War der Heimsieg gegen Zug so etwas wie der lang ersehnte Befreiungsschlag?
Sagen wir es so: Der Sieg hat unserer Moral sicher gutgetan. Auch die beiden Punkte in Freiburg. Sie haben uns gezeigt, dass wir an den Erfolg weiterhin glauben dürfen und dass es sich lohnt, dafür zu kämpfen und nie aufzugeben. Wir sind nach wie vor im Spiel. Und wir haben erstmals zwei Spiele hintereinander gegen Teams, die in der Rangliste vor uns klassiert sind, gewonnen. Aber: Wir sind punktemässig nicht dort, wo wir sein sollten, und das wollen wir ändern.
Kann man mit einer Rückkehr von Alena Polenska ins Team rechnen?
Es ist derzeit noch unklar, wann Alena wieder aufs Eis zurückkehren kann. Die Gesundheit steht für uns an erster Stelle, und wir unterstützen sie dabei, sich vollständig zu erholen.
Wir – Team und Staff – wünschen ihr weiterhin gute Besserung und hoffen, dass sie bald zu ihrer Leidenschaft, dem Eishockey, zurückkehren kann.
Die Spiele vom Wochenende:
ZSC Lions treffen auf Davos – GCK im Cup auf Brandis
Auf die ZSC Lions Frauen wartet am kommenden Sonntag (15:30 Uhr, Heuried) die Partie gegen den Tabellenzweiten Davos. Die Davoserinnen haben sich seit längerem in der Spitzengruppe festgesetzt und verfügen mit der 24jährigen Kanadierin Elizabeth Lang über die aktuelle Topskorerin der Liga (2,12 Tore pro Spiel, fünf davon in der letzten Begegnung gegen Fribourg-Gottéron).
Zu zwei Einsätzen kommen die GCK Lions: Am Samstag (18:00 Uhr, Heuried) treffen sie im National Cup Women auf B-Leader Brandis und am Sonntag geht es in der Meisterschaft gegen Bassersdorf weiter (15:45 Uhr, KEBO Oerlikon). Die ZSC Lions Girls treten am Sonntag die erste von drei Reisen in den nächsten Wochen ins Engadin an. Der ungeschlagene Leader der SWHL-C-Gruppe 1 ist zwar gegen Celerina Favorit (17:00 Uhr, Center da Sport Celerina), aber die Engadinerinnen sind zuhause auf 1700 Metern Höhe nicht zu unterschätzen.
Bericht: PM ZSC Lions Frauen
Foto: ZSC Lions Frauen
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