«Mir hat sich eine neue Welt eröffnet»
EVZ Physiotherapeut Kevin Onken widmet seine Masterarbeit dem Menstruationszyklus im Zusammenhang mit Leistungssport. Das Women’s Team soll davon profitieren.
Das Thema Monatszyklus und Sport ist auf dem Weg aus der Tabu-Ecke. In jüngerer Vergangenheit haben Stars verschiedener Sportarten auf ihre Herausforderung damit hingewiesen. Überdies hat die Fussball-Weltmeisterschaft der Frauen dieses Jahr das Thema einer breiten Öffentlichkeit nähergebracht. Je nach Zyklusphase – also welches Hormon gerade den Körper dominiert – sind unterschiedliche Trainingsformen und -belastungen angezeigt. So kann auch der Verletzungsgefahr vorgebeugt werden. Laut Swiss Olympic, der Dachverband des Schweizer Sports und das Nationale Olympische Komitee, sieht eine von drei Athletinnen sich mit zyklusbedingten Leistungsminderungen konfrontiert.
Kevin Onken interessiert sich brennend für dieses Thema. Der Physiotherapeut des National League Teams des EVZ schreibt seine Masterarbeit im Studium Exercise and Sports Physiotherapy darüber. Die Spielerinnen des Zuger Women’s Team sind dabei die Probandinnen. Ab Anfang 2024 werden sie mittels einer App Daten und Stimmungen erheben. Dabei steht vor allem die individuelle Befindlichkeit jeder Spielerin im Vordergrund, erklärt Kevin Onken. Aber auch die Art des Trainings sowie die Belastungen darin, die Regeneration, die Ernährung, mögliche Regelbeschwerden und einiges mehr werden über einen längeren Zeitraum erfasst.
Das Ziel? «Zuerst sollen sich die Spielerinnen tiefer mit ihrem Zyklus vor dem Hintergrund des Sports auseinandersetzen. Später sollen sie, dank Algorithmen basierter Unterstützung sowie ihren persönlichen Rückmeldungen, Vorschläge erhalten, welche Trainingsform sich in der jeweiligen Phase des Zyklus am besten eignet», führt Onken aus. Weil sich der Verlauf des Zyklus von Frau zu Frau unterscheidet, es also kein Standardprogramm für ein komplettes Team geben kann, ist die individuelle Erfassung umso wichtiger.
Beim EVZ hat der 33-jährige, in Kriens wohnhafte Tessiner damit offene Türen eingerannt. «Trainerin Daniela Diaz und der Staff hatten sich schon Gedanken zum Thema gemacht. Sie waren dankbar, als ich mit meiner Idee auf sie zukam.» Auch vonseiten des Sportches Reto Kläy gab es grünes Licht für seine Arbeit. Schliesslich dürften die Erkenntnisse der Masterarbeit allen zugutekommen und das gegenseitige Verständnis fördern.
Nicht nur für die Organisation und das Women’s Team besteht die Möglichkeit, davon zu lernen. Sondern auch für den Autor der Arbeit selbst. Bei der Recherche zum Thema sei er oft erstaunt gewesen, wie wenig er über dieses Thema wisse. «Als Mann hört man ja viel über den Zyklus, kann sich aber unmöglich vorstellen, wie stark sich dieser auswirkt», sagt Onken und ergänzt: «Gerade im Sport kann die Einschränkung je nach Ausprägung des Zyklus gross sein. Je mehr ich darüber gelesen habe, desto grösser wurde mein Respekt für die Athletinnen. Mir hat sich eine neue Welt eröffnet.»
Bericht: PM EV Zug
Foto: EV Zug
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