Im Portrait: Vanessa Schaefer
Lions-Stürmerin Vanessa Schaefer feierte nach nur zwölf Ligaspielen ihre Nati-Premiere. Wer ist die 18-jährige Doppelbürgerin aus Vancouver, die vorher nur in einem High School-Team gespielt hat?
Mit 18 aus dem Hotel Mama ausziehen, neue Leute und Kulturen kennenlernen, auf sich allein gestellt sein, neue Abenteuer erleben: Das ist schlichtweg der Traum von vielen Jungen. Vanessa Schaefer, die zierliche Flügelstürmerin der ZSC Lions, hat ihn sich erfüllt. Dank einem Schweizer Vater, der sie in ihren Eishockeyträumen jederzeit unterstützt und ihr den Anstoss zu ihrem Schweizer Trip gegeben hat. Dafür ist die 18-Jährige dankbar, eines jedoch mag sie ihm nicht verzeihen: «Er hat mit uns nie Schwiizerdütsch» gesprochen, das erweist sich heute als falsch», lächelt sie. Bisher spielte sie drei Jahre lang in der Canadian Sports School Hockey League bei der Delta Hockey Academy in Delta, rund 30 Autominuten von ihrem Wohnort Vancouver entfernt. Die letzte Saison vor ihrem Wechsel nach Zürich war ihre produktivste: Mit 11 Tore und 16 Assists gehörte sie intern zu den Besten.
Vanessa Schaefer hat sich schnell eingelebt. «Als ich im Flugzeug sass, hatte ich schon Bedenken, ob ich wohl die richtige Entscheidung getroffen habe. Ehrlich, ich hatte richtig Bammel, doch der ist schnell verflogen.» Heute, ein paar Monate später, sagt sie: «Es war zu hundert Prozent der richtige Entscheid, nach Zürich zu kommen. Ich bin dankbar dafür, dass ich meine Komfortzone verlassen habe und ich bin dankbar gegenüber dem Team, das mich schnell integriert und vieles erleichtert hat.» Schaefer wohnt in Fällanden, zusammen mit Alina Marti und Aurela Thalmann. Sie schwärmt von der WG, fühlt sich «wie zuhause» und freut sich, «dass ich ab und zu das Auto einer Kollegin benutzen darf.» So sind Verwandschaftsbesuche möglich oder auch mal ein Ausflug ins Irgendwo. Zum Wochenprogramm gehören neben den Trainings und Spielen auch Deutschkurse am Montag und Mittwoch und der tägliche Besuch im Fitnesszentrum. Und natürlich die vielen Telefongespräche mit ihren Eltern, vor allem mit ihrem Vater, wenn’s um Eishockey geht.
Die quirlige Nummer 27, Flügelstürmerin neben Center Lisa Rüedi, gehört nach 12 Spielen zu den besten Punktesammlerinnen der Löwinnen. Klammert man Ausnahmekönnerin Alina Müller, deren ZSC-Engagement ja zu Ende gegangen ist, aus, liegt sie auf Platz 5, mit 7 Toren und 4 Assists oder praktisch einem Punkt pro Spiel. Mehr Tore geschossen hat nur Sinja Leemann, mit WG-Kollegin Alina Marti liegt sie gleichauf. Dabei ist ihr die Umstellung in den ersten Tagen und Wochen in Zürich nicht leichtgefallen. «Die grossen Eisfelder sind schon eine riesige Umstellung, daran muss man sich zuerst gewöhnen.» Doch sie hat schnell gemerkt, dass das breitere Eisfeld ihrer Schnelligkeit am Flügel durchaus entgegenkommt. Mit Center Lisa Rüedi und Flügel Sara Bachmann verstehe sie sich immer besser. «Ich fühle, dass wir von Spiel zu Spiel besser werden, weil wir uns aneinander gewöhnt haben, wissen, wohin die Andere läuft. Die Automatismen beginnen wirklich zu greifen.» Nicht zuletzt deshalb blickt sie dem weiteren Verlauf der Saison «really exited» entgegen: «Ich bin überzeugt, dass wir unsere Ziele erreichen können.»
Letzte Woche schnupperte sie in einem anderen Team, der Nationalmannschaft: Schaefer wurde nach der Absage von Lara Stalder nachnominiert und war der einzige Neuling im Team von Nati-Coach Colin Muller. Bammel hatte sie dieses Mal keinen, denn neben Schaefer hatte Muller sechs weitere ZSC-Spielerinnen aufgeboten.
Die Schweizer Nationalmannschaft ist durchaus ein Ziel der 18-Jährigen, auch wenn sie nach dieser Saison ins heimische Kanada zurückkehren und an der University of British Columbia in Vancouver ihr Studium aufnehmen wird. Die «Thunderbirds» spielen in der Canadian University Sports-Liga (kurz: USports), jener Liga, in der auch die Schweizerinnen Kaleigh Quennec, Sydney Berta sowie ihre beiden Teamkolleginnen Dominique Scheurer und Sandra Heim gespielt haben respektive noch spielen. «Dieser Entscheid», sagt sie, «ist schon länger gefallen. Ich habe mein Commitment der University of BC gegeben, weil ich unter anderem gerne «zuhause in Vancouver bin und dort studieren und spielen möchte.» Denn mit Ausnahme des Zürich-Aufenthalts hat sie ihr bisheriges Leben durchgehend in Vancouver verbracht.
Bericht: PM ZSC Lions Frauen
Foto: ZSC Lions Frauen
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