„Ein guter Zeitpunkt…“ – Ex-Nationaltorhüterin Jenny Harß über ihre Karriere und das, was jetzt kommt
Jennifer Harß, die alle nur als Jenny kennen, ist 1987 geboren. Sie begann ihre Eishockeykarriere in ihrer Heimatstadt beim EV Füssen, spielte bereits 2004/05, also mit 17, erstmals für die Nationalmannschaft und hat eine große Karriere mit über 120 Nationalteam-Einsätzen hinter sich. Nach der Saison 2021/22 hat sie sich entschlossen, die Torhütermaske samt Schlittschuhen an den Nagel zu hängen. Deshalb haben wir ein kurzes Interview mit ihr geführt.
Wie und warum hast Du Dich entschlossen, Deine Karriere zu beenden?
Jenny Harß: Ich bin inzwischen 34 Jahre, habe ziemlich lange international gespielt. Es kam für mich jetzt der Zeitpunkt, dass ich denke, es reicht.
Gab es dafür einen bestimmten Auslöser oder stand das vor der Saison bereits fest?
Jenny Harß: Ja, ich denke bei den Frauen ist es schon auch üblich, dass man nach dem Olympiazyklus aufhört. Mein Ziel war noch mal Olympia, das hat leider nicht geklappt. Meine Planung ging bis Peking und jetzt am Saisonende habe ich dann noch mal überlegt, bin in mich gegangen und habe letztendlich festgestellt, dass das Feuer nicht mehr so groß ist, wie es in der Vergangenheit war und dass es deswegen ein guter Zeitpunkt ist aufzuhören.
Wie bist Du eigentlich zum Eishockey gekommen?
Jenny Harß: Ich komme grundsätzlich aus einer sehr sportlichen Familie und da es im Allgäu viele Seen gibt, muss man bei uns auf jeden Fall Schlittschuhlaufen können. Mein Papa und mein Bruder haben auch Eishockey gespielt und weil ich auch immer das machen wollte, was mein älterer Bruder gemacht hat, habe ich Eishockey, Tennis und Fußball gespielt und Eishockey hat mir am meisten Spaß gemacht und deswegen habe ich mich dafür entschieden.
War es schön mit Deinem Bruder über längere Zeit zusammen zu spielen?
Jenny Harß: Ja doch auf jeden Fall. Es war schon cool gemeinsam mit meinem Bruder in einem Team zu sein.
Du hast nicht nur im Nachwuchs die ganze Zeit mit Jungs gespielt, sondern fast Deine ganze Karriere über auch mit Männern. Das war also gar nichts besonderes. Trotzdem hast Du sicher Unterschiede festgestellt.
Jenny Harß: Ja, das stimmt. Von Klein auf war das so, das war gar nicht besonders mehr. Die größten Unterschiede sind natürlich die körperlichen. In erster Linie beeinflusst das die Härte der Schüsse, was für mich als Torwart natürlich eine Rolle spielt und auch die Geschwindigkeit des Spiels.
Welche Eishockey-Personen, welche Eishockey-Zeit hat Dich am meisten geprägt?
Jenny Harß: Meine College-Zeit an der University of Minnesota-Duluth hat mich sehr geprägt, weil ich dort mit vielen internationalen Spielerinnen aus Kanada, Schweden, Finnland und den USA gespielt habe. Da habe ich auf jeden Fall am meisten gelernt.
Was war Dein größter Erfolg?
Jenny Harß: Also bei den olympischen Spielen in Turin, das war ein tolles Turnier oder auch die WM 2017. Besonders gerne erinnere ich mich auch an mein erstes Oberliga-Spiel. Das war damals noch für den EV Füssen, ich bin als Juniorin aushilfsweise eingesprungen und durfte in Miesbach dann sogar ein paar Minuten spielen. Ich glaube, da war ich sogar die erste Frau in der Oberliga.
Was war Dein bestes Spiel?
Jenny Harß: Wenn du als Torhüterin bei Olympia in Turin im Spiel um Platz 5 einen Shutout schaffst und dann auch noch gegen Russland das Penaltyschießen gewinnst, dann muss dieses Spiel im Jahr 2006 auf jeden Fall genannt werden. Ansonsten gab es sicher noch einige gute…
Was war der spannendste und erfolgreichste Eishockey-Trip?
Jenny Harß: Bei der Weltmeisterschaft 2017 in Plymouth in Michigan haben wir es bis ins Halbfinale geschafft und sind am Ende Vierte geworden. Das war sehr erfolgreich und auch Drumherum ein tolles Turnier. Außerdem gab’s da noch eine Geschichte mit einem Handy, das gestohlen wurde und das wir versucht haben aufzuspüren, das werde ich nicht so schnell vergessen.
Was machst Du jetzt nach der Spielerinnen-Karriere?
Jenny Harß: Ich werde auf jeden Fall dem Eishockey verbunden bleiben und mein Ziel ist natürlich schon das Eishockey in Deutschland allgemein und speziell das Fraueneishockey voranzubringen.
Hast Du einen Wunsch fürs Eishockey?
Jenny Harß: Allgemein wünsche ich mir, dass das Eishockey so wächst und gedeiht, dass es die Sportart Nummer 1 in Deutschland wird, wovon das Fraueneishockey dann natürlich auch profitieren wird.
Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg für die Karriere nach der Karriere!
Interview: PM DEB
Foto: Tim Sinzenich
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