Debakel epischen Ausmasses für die Schweiz im Viertelfinal gegen Tschechien

Die Schweiz kassiert nicht nur eine Niederlage im Viertelfinale gegen Gastgeber Tschechien. Nein, sie implodiert während 8 Minuten regelrecht. Dieses Erdbeben wird noch lange nachhallen, denn es legt die offensichtlichen Mängel des «Systems Schweiz» gnadenlos offen. Gleich mit 7:0 gingen die Eisgenossinnen unter. Ein Debakel epischen Ausmasses.
Das Spiel begann zunächst gut. Die nervösen Tschechinnen gewannen kein Anspiel und mussten in der 10. Minute zum ersten Mal in Unterzahl antreten. Die Schweiz, immer noch auf den ersten Erfolg im Powerplay wartend hatte die Zone im Griff. Und nach einem Abpraller bei Torhüterin Peslarova gar das leere Tor vor sich. Doch wenn du mal im Loch bist, dann geht auch dieser einfache Schuss übers Tor. Schlimmer noch, praktisch im Gegenzug nach Ende der Strafe traf Pejsova mit einem «bring den Puck zum Tor». Dort hatte es einen Schlittschuh im Weg, welcher die Scheibe noch entscheidend ablenkte. Und da war es, das von den Tschechinnen benötigte Tor zum Abschütteln der Nervosität, dem Aufbau überbordendem Selbstvertrauens. Nachdem das Spiel 12 Minuten recht ausgeglichen war brachen die Eisgenossinnen komplett auseinander. Innert total 8 Minuten kassierten sie sage und schreibe 5 Tore! Und das in einem Viertelfinal an der WM vor ausverkauftem Haus und zahllosen Zuschauenden zu Hause am Fernseher. Ein Armageddon, eine Implosion, ein unfassbarer Moment der Selbstaufgabe. Danach war das Drittel gespielt. Aus offiziell 10 Schüssen machten die Tschechinnen 5 Tore. So das Verdikt.
Goalie Andrea Brändli, an den Toren wenig schuldig, musste Saskia Maurer Platz machen und die Eisgenossinnen zeigten eine Reaktion. Fast 30 Minuten blieben sie ohne weiteren Gegentreffer, konnten aber am Skore auch nichts ändern. Bis eben Mlynkova ihren Hattrick komplettierte. Zuerst im Powerplay, später mit einem Shorthander. Die Halle stand Kopf, die Hüte flogen und aus Schweizer Sicht muss man den wohl schwärzesten Abend der jüngeren oder vielleicht auch längeren Geschichte hinnehmen. Einer Beschreibung der Tore ist sich der Schreibende überdrüssig, denn sie machen die Situation nicht besser.
Gut, die Schweiz muss auch Pech beklagen an diesem Turnier. Doch wer in 120 Minuten kein Tor zustande bringt gegen eine Torhüterin, welche in der PWHL gerade mal 40 Einsatzminuten erhalten hat, ja die hat ein Problem. Die Baustellen wurden hier in Budweis offen gelegt und werden noch lange zu denken und zu handeln geben. Denn das «System Schweiz» hat Schiffbruch erlitten, so klar muss man es sagen.
Vom Roster Tschechiens heute Abend spielen allesamt im Ausland und dort in tragenden Rollen. Von den Schweizerinnen auf dem Gamesheet spielen gerade mal 5 nicht in der heimischen Liga…
Dieser heutige Abend hat gezeigt: das Produkt der Women’s League ist gut und hat Zukunft. Aber hat, was das benötigte Skillset einer Nationalspielerin angeht (noch) keine unterstützende Wirkung.
Am Samstag um 11 Uhr schliessen die Schweizerinnen die WM mit dem Spiel um Rang 5 ab. Gegner wird Schweden sein. Ob und wie sich die Schweizerinnen nach diesen ersten 5 Spielen in Budweis zusammenraufen können wird sich zeigen müssen…
Tschechien – Schweiz 7:0 (5:0, 0:0, 2:0)
Ceske Budejovice, CZE / Arena – 5’859 Zuschauende (ausverkauft) – SR. Hiller, Mantha (Clarke, Lundgren)
Tore: 12. (11:47) Pejsova (Vanisaova, Pejzlova) 1:0. 14. (13:15) Mlynkova (Kaltounkova, Tejralova; Ausschluss Rüedi) 2:0. 14. (13:40) Vanisova (Krizova, Pejzlova) 3:0. 19. (18:13) Kaltounkova (Mrazova, Sapovalivova) 6:0. 20. (19:48) Krizova (Vanisova, Seroiskova) 5:0. 49. Mlynkova (Mrazova, Kaltounkova; Ausschluss Marti) 7:0. 54. Mlynkova (Ausschluss Plosova!) 7:9.
Strafen: 3 x 2 Minuten gegen die Schweiz, 4 x 2 Minuten gegen Tschechien.
Schweiz: Brändli (ab 20. Maurer); Christen, Mériguet, Wetli, Bächler, Vallario, Sigrist, Rossel; Stalder, Alina Müller, Enzler, Leemann, Marti, Zimmermann, Ryhner, Rüedi, Balzer, Quennec, Herzig Schaefer, Frey.
Bemerkungen: Schweiz ohne Wagner, Gaberell und Wey (überzählig). Best Player Schweiz: Sigrist. Schussverhältnis: 14:22 gegen die Schweiz.
Bericht: Michael Fischer / frauennati.ch
Foto: Tim Sinzenich
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